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Samstag, 23. Juni 2012

EM-Tagebuch: Das ging aber schnell

Kaum ist man mal ein paar Tage weg, schon steht Deutschland im Halbfinale der Europameisterschaft. Falls sich tatsächlich irgendjemand gewundert haben sollte, wo ich abgeblieben bin, ich war wandern. In Cornwall. Schön entlang der Küste. Das ließ sich solange mit der EM vereinbaren, wie ich in größeren Orten übernachtete, denn dort kann man auch Fußball schauen. Problematisch wurde es, als ich mich im letzten englischen Hinterland wiederfand, ohne Fernseher, ohne Handyempfang und mit dem Wissen, dass zur selben Zeit, in der ich mir zwangsläufig den Sonnenuntergang über dem Atlantik anschauen musste, England gegen die Ukraine ums Weiterkommen kämpfte. Folter.
Aber das liegt nun hinter mir, befinde ich mich jetzt doch in London. Einer Stadt, die vermutlich mehr Fernseher als Einwohner hat, und kann jedes Spiel gemütlich in einem Pub meiner Wahl verfolgen.

Gestern also das Spiel der Deutschen gegen Griechenland. Die Aufstellung für jemanden, der seit einer Woche keine Zeitung mehr in der Hand hatte, gelinde gesagt, überraschend. Gut, mit Klose hatte ich fast gerechnet, nachdem Mario "the pelvis" Gomez leider gegen Dänemark nicht getroffen hat, aber Schürrle und Reus in der Startelf hat mich dann schon ein bisschen aus den Socken gehauen. Geb ich hier ganz offen zu.

Die zweite Überraschung - wobei, vielleicht passt das Wort "Auffälligkeit" besser - die zweite Auffälligkeit des Abends war für mich die grandiose Leistung der Madrid-Spieler. Sami Khedira und Mesut Özil nahmen teilweise im Alleingang die griechische Abwehr auseinander. Äußerst beeindruckend. Zusammen mit der guten Leistung von Marco Reus und dem Tor von Miro Klose gerät mein schönes rotes Weltbild ganz schön ins Wanken. Die Nationalmannschaft auch ohne Bayern-Block erfolgreich? Sachen gibt's...

Freitag, 15. Juni 2012

EM-Tagebuch: You're still singing - how the Irish captured my heart

Es ist zwar ein wenig verfrüht, aber ich möchte schon an dieser Stellen den Preis für die besten Fans dieser EM vergeben. And the award goes to...Trommelwirbel...the Irish.

Es fällt mir schwer irgendetwas annähernd sinnvolles über den 4:0-Sieg der Spanier gegen die irische Nationalelf zu sagen, denn ich war von den engelsgleichen Chören, die über die gesamten 90 Minuten durch das Stadion hallten, derart gepackt, dass ich dem Spiel kaum Aufmerksamkeit schenkte.

Und das ging scheinbar nicht nur mir so. In den letzten Minuten des Spiels war von dem Publikum im Stadion keinerlei Reaktion  mehr auf das Geschehen auf dem Platz zu hören. Spanien kam gefährlich vor das Tor, doch nicht mal ein Raunen entwich den Lippen der Zuschauer. Viel zu packend war die Demonstration irischer Lebensfreude, die sich da in ihren Ohrmuscheln entfaltete. Dabei sein ist alles - ein Motto, das eigentlich mit den Olympischen Spielen assoziiert wird - von den irischen Fans in Perfektion vorgelebt.

Das Lied, das so enthusiastisch zelebriert wurde, heißt übrigens "Fields of Athenry" und handelt von der irischen Hungersnot zwischen 1846-1849.  Hier zum Nachhören.

Ihrem Trainer haben die Iren auch ein Lied gewidmet: "Once he was Italian, but he's Irish now. Ohhh Trapattoni"

Und wer jetzt immer noch nicht von den irischen Fans überzeugt ist, der nehme das! Humor haben sie nämlich auch noch:


Donnerstag, 14. Juni 2012

EM-Tagebuch: Hab ich's nicht gesagt.

Hab ich's nicht gesagt. Der Gomez. Was für ein Stürmer! Diese Drehung vor dem ersten Tor, der helle Wahnsinn! Mit einer Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht. Wusste Mehmet Scholl etwa, dass dieser Gomez so reagieren würde auf diesen derart zugespitzt formulierten Spruch mit dem wundliegen. Wusste er es? Hat ihm Uli Hoeneß eingeflüstert: "Hey Scholli, bring mal so nen Spruch, dann schießt der Mario Deutschland zum Europameistertitel."? Es ist fast anzunehmen.

Was muss es für eine Genugtuung gewesen sein für den Gomez. Der Torschützenkönig der Bundesliga, Klaas-Jan Huntelaar bei den Niederländern nur auf der Bank, und er, er schießt einfach mal schnell zwei Tore. Und nach hinten hat er auch gearbeitet. Jetzt ist es vorbei mit Vize-Gomez. Gurken-Gomez ist tot.

Ui, da packt sogar mich die Euphorie so ein bisschen. Und das, wo ich doch überzeugte Vereinsfußball-Anhängerin bin. Aber ich hab ein gutes Gefühl. Und das will ausgekostet werden, solange es anhält.

Sonntag, 10. Juni 2012

EM-Tagebuch: Tag zwei. Teil zwei. Wo ist die Euphorie?

Eigentlich hat die EM erst heute richtig begonnen. Erst heute hat die deutsche Nationalmannschaft gespielt. Zwar habe ich gestern schon mit den Polen gezittert und mit den Tschechen gelitten, aber das Match der DFB-Elf spielt in einer emotional völlig anderen Liga.

Dachte ich. Es scheint fast, als hätte mich das Champions-League-Finale emotional ausgelaugt. Die Gefühle, sie sind alle da, jedoch in arg abgeschwächter Form. Ich juble, aber nicht so ausgelassen. Ich stöhne bei vergebenen Torchancen auf und fahre bei schlechten Abspielen aus der Haut. Aber ich atme normal. Das macht aber gar nichts.

Zwar hat die deutsche Nationalmannschaft kein Feuerwerk abgebrannt, wie man es von den ersten Spielen der letzten drei großen Turniere gewohnt war, dennoch war ich von der Art und Weise des Auftretens der Mannschaft durchaus angetan. Es ging immerhin gegen Portugal. Was man so hört, sollen die ja einige ganz sinnvolle Fußballer in ihren Reihen haben. Ewiger Pessimist, der ich mir antrainiert habe zu sein, hatte ich zuvor sogar auf ein Unentschieden gesetzt.

Der 1:0-Sieg der deutschen Mannschaft war kein großartiger Sieg, der die Menschen von ihren Stühlen reißt, das Land in eine Euphorie stürzt und alle Bedenken hinweg wischt. Aber vor allem die Verteidigung, die ja gemeinhin durchaus als Sorgenkind gelten konnte, stand heute ihren Mann. Ich für meinen Teil wäre glücklich darüber, die deutsche Mannschaft jedes Mal derart konzentriert  und kämpferisch erleben zu dürfen und wenn sie sich nur mit 1:0-Siegen zum EM-Titel kämpfen. Dass Schönspielerei zwar äußerst nett anzusehen ist, aber nicht zwangsläufig zum Erfolg führt, hatte man beim 1:0-Sieg der Dänen über die Niederländer eindeutig demonstriert bekommen.

Ich brauche kein weiters Sommermärchen. Drei Vize-Titel in diesem Jahr reichen mir. Ich will ein Erfolgserlebnis. Und wenn das bedeutet, dass eine offensichtlich gereifte deutsche Mannschaft nicht durch Hurra-Fußball Dritter wird, sondern mit effektivem, beizeiten natürlich auch ansehnlichem Fußball mir dieses Erfolgserlebnis beschert, werde ich die letzte sein, die sich zurück ins Jahr 2010 wünscht.