Sonntag, 26. Juni 2011

"...man schaut sich ja auch die Paralympics an." - und andere Frechheiten zum Start der Frauen-WM

Frauenfußball ist nicht die beliebteste aller Sportarten und deshalb ringen die weiblichen Pendants zu Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski seit Monaten verzweifelt um Aufmerksamkeit. In ungefähr genau 30 Minuten wird sich herausstellen, ob sich die zahlreichen Werbespots, Interviews und die Playboy-Auszieherei von Spielerinnen, die zwar (noch) nicht Teil der aktuellen Nationalmannschaft sind, sich aber dennoch der "Sache" mit all ihrem Herzblut verschrieben haben, gelohnt haben.
Das Eröffnungsspiel ist ausverkauft, bei einigen Gruppenspielen ohne deutsche Beteiligung sieht es jedoch noch nicht ganz so rosig aus. In Augsburg werden Karten für das Spiel Norwegen gegen Äquatorial-Neuguinea zu äußerst günstigen Konditionen in Schulen angeboten, oder einfach verschenkt. Deutschland muss wieder für ein Sommermärchen sorgen.
Allen ist klar, dass dieses Turnier nicht für eine annähernd so elektrisierte Stimmung sorgen wird, wie das 2006 und auch 2010 der Fall war. Die Straßen werden nicht leer gefegt sein, wenn Deutschland spielt. Einer der eine Garten-Public-Viewing Party anlässlich der WM veranstalten will, dürfte im Bekanntenkreis doch noch eher belächelt werden, das ist aber noch lange keine Grund für Aussagen, wie die des Nico Rosberg, der am Sonntag den Vergleich zwischen Frauen-WM und Paralympics gezogen hat. Das zeugt  einer Respektlosigkeit sowohl dem Frauenfußball als auch den Paralympics gegenüber, die noch seinesgleichen sucht und ist ganz schön frech von einem, dessen Sport darin besteht mit einem Auto im Kreis zu fahren (jaja, auch das ist wahnsinnig kräftezehrend usw...). Aber zumindest will er es sich anschauen, und sagt das so, als würde er bei einer Benefizgala wahnsinnig viel Geld spenden, oder höchstpersönlich Analphabeten das Lesen lehren. Zitat: "Man schaut doch auch Paralympics - Menschen, die nicht ganz so große Leistungen bringen können , aber unter sich ist es trotzdem spannend."
Damit kann sich Herr Rosberg einreihen in eine ganze Reihe von herausragend chauvinistischen Meinungen, die im Laufe der Jahre über den Frauenfußball geäußert wurden:

Johannes Rau (Ex-Bundespräsident) auf die Frage, ob Fußballstadien nicht auch mal nach Frauen benannt werden sollten:
"Und wie soll dann bitte so ein Stadion heißen? Vielleicht Ernst-Kuzorra-seine-Frau-ihr-Stadion?"
Diese Frage hat sich natürlich inzwischen erledigt, da Stadien nun eh nur noch nach irgendwelchen Firmen benannt werden...

Und auch Ex-Nationaltrainer und Das-gelobte-Spiel-nach-Aserbaitschan-Bringer Berti Vogts ist "an sich gegen Damenfußball. Es gibt so viele schöne Sportarten. Warum ausgerechnet Fußball für die Dame?".
Weil nur Eiskunstlauf und Ballett auf die Dauer keinen Spaß macht, Herr Vogt!

So nur noch drei Minuten. Ich mag Frauenfußball und ich schau mir das jetzt an.