Irgendwas muss mit mir passier sein im Sommer. Irgendwann in dieser schier endlos dauernden Sommerpause muss mein Gehirn oder mein Herz oder beides in selten vorkommender Kooperation beschlossen haben, dass mir ab sofort die deutsche Nationalmannschaft herzlich egal ist.
Ich sitze (fast) vollständig emotionslos vor dem Fernseher und sehe, wie sich Reus, Schweinsteiger, Schmelzer in den weißen Trikots mit dem Adler auf der Brust gegen die Färöer, Österreich oder Irland abplagen. Von dem 6:1-Sieg der Deutschen gegen Trapattonis Iren bleibt der bittere Beigeschmack der ersten Halbzeit, als ich noch dachte, der Dortmunder Marko Reus könnte der einzige Torschütze dieser Partie bleiben. Der mehr denn je präsente Bayern-Fan in mir sah schon die Schlagzeilen des nächsten Tages: "BVB-Zauberer besiegt Irland im Alleingang. Bayern-Spieler blass." Danke Toni Kroos, dass du mir diesen Horror erspart hast.
Warum mir der Vereinsfußball so viel mehr gibt, als die DFB-Elf, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich noch nie besonders patriotisch war und es wohl auch nie sein werde. Aber vielleicht liegt es gar nicht daran. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Leute nicht verstehen kann, die sich nur Spiele der Nationalmannschaft ansehen. Erstmal sind es viel zu wenige. Wie soll man denn eine leidenschaftliche oder von mir auch auch nur semi-leidenschaftliche Beziehung zu einer Mannschaft aufbauen, wenn ich sie vielleicht zehnmal im Jahr spielen sehe? Und wie will ich die Leistung einzelner Spieler bewerten, wenn ich gar nicht weiß, wie sie sich in ihren Vereinen schlagen? Da schleicht sich bei mir das Gefühl ein, diesen Menschen geht es mehr um das Event "Fußball" als um das Spiel an sich.
Auf die Gefahr hin, dass ich mich mit meinen 25 Jahren schon als alter Grantler oute, aber: I mog des ned. Wenn es um Fußball geht, kenne ich nur eine Devise: Ganz oder gar nicht. Entweder ich mag Fußball und schaue mir gerne jeden Tag Fußballspiele an, oder ich lass es bleiben. Punkt. Oh mein Gott, bin ich ein harter Hund heute.
Ich will aber natürlich niemandem verbieten, die Spiele der Nationalelf zu verfolgen. Kann ich ja gar nicht. Noch ist die Weltherrschaft ein Stück weit entfernt. Also rennt ruhig alle dem Bundes-Jogi die Tür ein. Betrinkt euch und liegt euch nach einem rumpeligen 2:0-Sieg gegen Kasachstan in den Armen. Es ist mir völlig egal.
Und überhaupt, heute ist ja erstmal Fußball: Deutschland gegen Schweden.
Posts mit dem Label Irland werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Irland werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Dienstag, 16. Oktober 2012
Freitag, 15. Juni 2012
EM-Tagebuch: You're still singing - how the Irish captured my heart
Es ist zwar ein wenig verfrüht, aber ich möchte schon an dieser Stellen den Preis für die besten Fans dieser EM vergeben. And the award goes to...Trommelwirbel...the Irish.
Es fällt mir schwer irgendetwas annähernd sinnvolles über den 4:0-Sieg der Spanier gegen die irische Nationalelf zu sagen, denn ich war von den engelsgleichen Chören, die über die gesamten 90 Minuten durch das Stadion hallten, derart gepackt, dass ich dem Spiel kaum Aufmerksamkeit schenkte.
Und das ging scheinbar nicht nur mir so. In den letzten Minuten des Spiels war von dem Publikum im Stadion keinerlei Reaktion mehr auf das Geschehen auf dem Platz zu hören. Spanien kam gefährlich vor das Tor, doch nicht mal ein Raunen entwich den Lippen der Zuschauer. Viel zu packend war die Demonstration irischer Lebensfreude, die sich da in ihren Ohrmuscheln entfaltete. Dabei sein ist alles - ein Motto, das eigentlich mit den Olympischen Spielen assoziiert wird - von den irischen Fans in Perfektion vorgelebt.
Das Lied, das so enthusiastisch zelebriert wurde, heißt übrigens "Fields of Athenry" und handelt von der irischen Hungersnot zwischen 1846-1849. Hier zum Nachhören.
Ihrem Trainer haben die Iren auch ein Lied gewidmet: "Once he was Italian, but he's Irish now. Ohhh Trapattoni"
Und wer jetzt immer noch nicht von den irischen Fans überzeugt ist, der nehme das! Humor haben sie nämlich auch noch:
Es fällt mir schwer irgendetwas annähernd sinnvolles über den 4:0-Sieg der Spanier gegen die irische Nationalelf zu sagen, denn ich war von den engelsgleichen Chören, die über die gesamten 90 Minuten durch das Stadion hallten, derart gepackt, dass ich dem Spiel kaum Aufmerksamkeit schenkte.
Und das ging scheinbar nicht nur mir so. In den letzten Minuten des Spiels war von dem Publikum im Stadion keinerlei Reaktion mehr auf das Geschehen auf dem Platz zu hören. Spanien kam gefährlich vor das Tor, doch nicht mal ein Raunen entwich den Lippen der Zuschauer. Viel zu packend war die Demonstration irischer Lebensfreude, die sich da in ihren Ohrmuscheln entfaltete. Dabei sein ist alles - ein Motto, das eigentlich mit den Olympischen Spielen assoziiert wird - von den irischen Fans in Perfektion vorgelebt.
Das Lied, das so enthusiastisch zelebriert wurde, heißt übrigens "Fields of Athenry" und handelt von der irischen Hungersnot zwischen 1846-1849. Hier zum Nachhören.
Ihrem Trainer haben die Iren auch ein Lied gewidmet: "Once he was Italian, but he's Irish now. Ohhh Trapattoni"
Und wer jetzt immer noch nicht von den irischen Fans überzeugt ist, der nehme das! Humor haben sie nämlich auch noch:
Labels:
2012,
Anfeuern,
EM,
Fields of Athenry,
Giovanni Trapattoni,
Humor,
irische Fans,
Irland,
Lebensgefühl,
Sieg,
singen,
Spanien,
Support
Mittwoch, 13. Juni 2012
EM-Tagebuch: Was ich noch zu sagen hätte...
zum Spiel Italien - Spanien:
Was macht denn nur der Torres da? Den muss er doch machen! Aber natürlich, "Torres macht immer dasselbe. Legt sich den Ball vor und will dann rechts vorbei. Als Weltklassetorhüter musst du das wissen" (O-Ton Oliver Kahn). Hat mir meinen Tipp versaut, der Torres.zum Spiel Irland - Kroatien:
Hach, der Trapattoni. Dieser Mann kann mir an noch so schwarzen Tagen jederzeit ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Das nützt ihm aber natürlich herzlich wenig, wenn die irische Mannschaft sich weigert, wie ordentliche Italiener zu spielen. Drei Gegentore. The cat is so not in the sack right now.zum Spiel England - Frankreich:
Was hatte ich mich auf dieses Spiel gefreut. Ich war mir sicher, es würde "bloody" werden. Kein Rasenschach, ehrlicher Fußball. Ein Spiel, bestimmt vom Kampfgeist und hochkochenden Emotionen. Ich hatte dabei einen Faktor sträflicherweise außer Acht gelassen: Wayne Rooney, mein Herzensmensch, ist gesperrt. Es war kein schlechtes Spiel. Jedenfalls war es nicht so schlecht, wie es der Kommentator dargestellt hat: Ein Hauch von Gijon läge über diesem Spiel, die Mannschaften hätten sich mit dem Unentschieden abgefunden. Ich bin mir sicher, beide Teams hätten den Sieg allein aus Prestigegründen gerne mit nach Hause genommen. Haben sie aber nicht. Deshalb bleibt von diesem Spiel nur ein wahnsinnig schlechter Witz: Kennst du Wayne? - Rooney? - Nein, Wayne interessierts.Ach, geschrieben wirkt er noch schlechter. Egal.
Labels:
cat,
EM,
England,
Europameisterschaft,
Fernando Torres,
Frankreich,
Gijon,
Giovanni Trapattoni,
Irland,
Italien,
Kroatien,
Oliver Kahn,
Spanien,
Wayne Rooney
Abonnieren
Posts (Atom)