Sonntag, 10. Juni 2012

EM-Tagebuch: Tag zwei. Teil zwei. Wo ist die Euphorie?

Eigentlich hat die EM erst heute richtig begonnen. Erst heute hat die deutsche Nationalmannschaft gespielt. Zwar habe ich gestern schon mit den Polen gezittert und mit den Tschechen gelitten, aber das Match der DFB-Elf spielt in einer emotional völlig anderen Liga.

Dachte ich. Es scheint fast, als hätte mich das Champions-League-Finale emotional ausgelaugt. Die Gefühle, sie sind alle da, jedoch in arg abgeschwächter Form. Ich juble, aber nicht so ausgelassen. Ich stöhne bei vergebenen Torchancen auf und fahre bei schlechten Abspielen aus der Haut. Aber ich atme normal. Das macht aber gar nichts.

Zwar hat die deutsche Nationalmannschaft kein Feuerwerk abgebrannt, wie man es von den ersten Spielen der letzten drei großen Turniere gewohnt war, dennoch war ich von der Art und Weise des Auftretens der Mannschaft durchaus angetan. Es ging immerhin gegen Portugal. Was man so hört, sollen die ja einige ganz sinnvolle Fußballer in ihren Reihen haben. Ewiger Pessimist, der ich mir antrainiert habe zu sein, hatte ich zuvor sogar auf ein Unentschieden gesetzt.

Der 1:0-Sieg der deutschen Mannschaft war kein großartiger Sieg, der die Menschen von ihren Stühlen reißt, das Land in eine Euphorie stürzt und alle Bedenken hinweg wischt. Aber vor allem die Verteidigung, die ja gemeinhin durchaus als Sorgenkind gelten konnte, stand heute ihren Mann. Ich für meinen Teil wäre glücklich darüber, die deutsche Mannschaft jedes Mal derart konzentriert  und kämpferisch erleben zu dürfen und wenn sie sich nur mit 1:0-Siegen zum EM-Titel kämpfen. Dass Schönspielerei zwar äußerst nett anzusehen ist, aber nicht zwangsläufig zum Erfolg führt, hatte man beim 1:0-Sieg der Dänen über die Niederländer eindeutig demonstriert bekommen.

Ich brauche kein weiters Sommermärchen. Drei Vize-Titel in diesem Jahr reichen mir. Ich will ein Erfolgserlebnis. Und wenn das bedeutet, dass eine offensichtlich gereifte deutsche Mannschaft nicht durch Hurra-Fußball Dritter wird, sondern mit effektivem, beizeiten natürlich auch ansehnlichem Fußball mir dieses Erfolgserlebnis beschert, werde ich die letzte sein, die sich zurück ins Jahr 2010 wünscht.

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