Menschen, die mich näher kennen, wissen, dass ich seit einiger Zeit eine gewisse Bewunderung für Mario Balotelli hege. Ach was, ich will ihn heiraten. Ich will am Abend zuhause sitzen und darauf warten, dass er nachhause kommt und mir erzählt, was er an dem Tag wieder angestellt hat. Ich halte ihn für den unterhaltsamsten Profi unserer Zeit. Und ganz nebenbei natürlich auch für einen grandioser Fußballer.
Ich habe während dieser EM viel mit Italienern diskutiert. Eine Frage, die immer aufkam, war "Balotelli oder di Natale im Sturm?". Während die Italiener fast geschlossen der Meinung waren, Balotelli würde sein Potential nicht abrufen und di Natale wäre die weitaus bessere Variante, habe ich ihnen stets widersprochen. Denn allein Balotellis körperliche Vorteile begründen schon seine Aufstellung. Während seine Mitspieler, nun ja, eher italienisch gebaut sind, besticht er durch eine Bulligkeit, die es ihm erlaubt, sich auch gegen große, böse, furchteinflössende Abwehrspieler ohne größere Probleme durchzusetzen. Gepaart mit seiner Qualität am Ball, macht ihn das zu einer der größten Waffen, die das italienische Team besitzt.
Das weiß Trainer Prandelli und das weiß seit gestern auch die deutsche Nationalmannschaft. Das hätte ihnen aber auch mal jemand früher sagen können. Naja, zumindest können wir nicht wieder Zweiter werden. Die Bayern-Spieler dürfte es freuen.
Für mich stellt sich nach dieser Saison allerdings die Frage, weshalb die Teams, die ich unterstütze stets in den wichtigen Spielen versagen. Seriously, why always me?
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Freitag, 29. Juni 2012
Donnerstag, 28. Juni 2012
EM-Tagebuch: Ghupft wia gsprunga
Gehüpft wie gesprungen. Völlig egal. Einfach nur wurscht. Das ist es.
Ich hatte noch kurze Zeit gedacht, ich hätte lieber Portugal im Finale gesehen als Spanien. Dieses fixe Idee war aber eher aus einer diffusen Angst heraus geboren, Deutschland könnte gegen Spanien eine erneute Schmach erleiden. Jetzt muss ich mit einem Schulterzucken sagen: Eh. Nach dem gestrigen Halbfinale der Spanier gegen die Portugiesen muss nämlich festgehalten werden, dass beide auf dem gleich hohen Niveau gleich wenige Torchancen fabriziert haben. Beide standen sich gegenseitig mehr auf den Füßen herum, als man das von ihnen sonst gewohnt ist und beide konnten gestern eigentlich kaum überzeugen. Auf sehr hohem Niveau.
Für die Deutschen (oder die Italiener, ich will ja nicht zu überheblich wirken) war das gestrige Spiel eine interessante Lehrstunde im Zerstören des spanischen Tiki-Taka-Fußballs. Wo man sich scheinbar weiter genüsslich zurücklehnen kann, sind Ecken aller Art. Nur auf eines gilt es Rücksicht zu nehmen, langsam aber sicher sind sich die Spanier nicht mehr zu schade auch aus der zweiten Reihe zu schießen. Bisher kommen die Bälle zwar noch nicht an, aber sie haben ja noch bis Sonntag Zeit zu üben.
Und dann haben die Spanier tatsächlich noch einen Trumpf im Ärmel: Fernando Torres. Gestern von Trainer Vincente del Bosque schmählich auf die Bank verbannt, wo er die gesamten 120 Minuten mit einem derart angefressenen Gesicht vor sich hin miesepeterte, könnte er im Finale der entscheidende Faktor sein. Verwundete Tiere sind bekanntlich am gefährlichsten und ich könnte mir vorstellen, dass del Bosque auf eine Trotzreaktion des schönen Fernandos für das Finale hofft. Wenn das klappt, wäre es ein psychologischer Geniestreich gewesen. Vielleicht lässt er ihn aber auch ganz draussen. Bei diesen Trainerfüchsen weiß man ja nie.
Und während sich Christiano Ronaldo noch die Tränen trocknet, muss die deutsche Nationalmannschaft heute Abend erstmal Rache nehmen für 2006. Ich habe Angst.
Ich hatte noch kurze Zeit gedacht, ich hätte lieber Portugal im Finale gesehen als Spanien. Dieses fixe Idee war aber eher aus einer diffusen Angst heraus geboren, Deutschland könnte gegen Spanien eine erneute Schmach erleiden. Jetzt muss ich mit einem Schulterzucken sagen: Eh. Nach dem gestrigen Halbfinale der Spanier gegen die Portugiesen muss nämlich festgehalten werden, dass beide auf dem gleich hohen Niveau gleich wenige Torchancen fabriziert haben. Beide standen sich gegenseitig mehr auf den Füßen herum, als man das von ihnen sonst gewohnt ist und beide konnten gestern eigentlich kaum überzeugen. Auf sehr hohem Niveau.
Für die Deutschen (oder die Italiener, ich will ja nicht zu überheblich wirken) war das gestrige Spiel eine interessante Lehrstunde im Zerstören des spanischen Tiki-Taka-Fußballs. Wo man sich scheinbar weiter genüsslich zurücklehnen kann, sind Ecken aller Art. Nur auf eines gilt es Rücksicht zu nehmen, langsam aber sicher sind sich die Spanier nicht mehr zu schade auch aus der zweiten Reihe zu schießen. Bisher kommen die Bälle zwar noch nicht an, aber sie haben ja noch bis Sonntag Zeit zu üben.
Und dann haben die Spanier tatsächlich noch einen Trumpf im Ärmel: Fernando Torres. Gestern von Trainer Vincente del Bosque schmählich auf die Bank verbannt, wo er die gesamten 120 Minuten mit einem derart angefressenen Gesicht vor sich hin miesepeterte, könnte er im Finale der entscheidende Faktor sein. Verwundete Tiere sind bekanntlich am gefährlichsten und ich könnte mir vorstellen, dass del Bosque auf eine Trotzreaktion des schönen Fernandos für das Finale hofft. Wenn das klappt, wäre es ein psychologischer Geniestreich gewesen. Vielleicht lässt er ihn aber auch ganz draussen. Bei diesen Trainerfüchsen weiß man ja nie.
Und während sich Christiano Ronaldo noch die Tränen trocknet, muss die deutsche Nationalmannschaft heute Abend erstmal Rache nehmen für 2006. Ich habe Angst.
Dienstag, 26. Juni 2012
EM-Tagebuch: Was zu erwarten war
Also ich muss schon sagen, diese EM hält wirklich keine großen Überraschungen bereit. Der einzige "Aussenseiter", Griechenland, wurde von der deutschen Mannschaft aus dem Turnier gekegelt. "We paid for your tickets", sollen die deutschen Fans ihren griechischen Gegenstücken laut englischer Presse an den Kopf gesungen haben. Auch das ist wenig überraschend.
Die englische Mannschaft jedoch übertrifft was das Erfüllen von Erwartungen angeht, alle Erwartungen. Sie tut nämlich genau das, was von einer englischen Nationalmannschaft erwartet. Vor jedem großen Turnier übertreffen sich die englischen Medien mit Tiefstapelei. Jedes noch so kleine Detail, das gegen einen Erfolg der "three lions" sprechen könnte, wird herausgesucht, jede noch so unwichtige Statistik bemüht. Die englische Mannschaft startet dann holprig, jedoch bemüht in das Turnier und gewinnt mindestens zwei der drei Gruppenspiele. Glücklich zwar, aber immerhin.
Genau dieses Glück stimuliert im Gegenzug die Presse ihren Kurs zu ändern. Vielleicht hat all die Jahre einfach das Glück gefehlt? Das wäre eine Erklärung, denn man hatte ja nie eine schlechte Mannschaft. In einem Londoner Pub wird mir erklärt, das Glück komme immer gebündelt. Erst habe man sich gegen Frankreich im Rennen um die Olympischen Spiele durchgesetzt, dann gewinnt mit dem FC Chelsea eine englische Mannschaft die Champions League (es schmerzt immer noch) - der Gewinn der Europameisterschaft wäre nur eine logische Konsequenz dieses "streak of luck".
Womit wir am Tag des Viertelfinales angekommen sind. Es geht gegen Italien. Ein Team, das bisher auch nicht glänzen konnte, aber immerhin einen großen Namen hat - so jedenfalls die gängige Meinung auf den Straßen Londons. Die Stimmung ist angespannt. Zuviel Optimismus wird so kurz vor Anpfiff dann doch nicht gerne gesehen. Auch die BBC, die das Spiel überträgt, versucht sich als Stimmungsdämpfer. Zu Beginn werden all jene Bilder gezeigt, die Englands Ausscheiden in diversen Viertelfinals der EM zeigt. Man sieht weinende Männer, leere Blicke, verschossene Elfmeter. Fast möchte man weinen. Dann ein Lichtblick. Der Moderator kündigt Bilder der Triumphe an. Doch im selben Atemzug folgt der Dämpfer: "We had to go a bit further back into the past for that." England hatte also seine "glory days", sie liegen nur wahnsinnig weit in der Vergangenheit. So erzeugt man Euphorie.
Niemand singt im Pub. Es sind leise Stimmen zu hören. Die Chancen der Engländer werden mit dem nötigen Ernst diskutiert. Die kleine italienische Meute, die sich ebenfalls im Pub eingefunden hat, macht einen deutlich optimistischeren Eindruck. Jürgen Klinsmann ist Experte im englischen Fernsehen. Sachen gibt's.
Dann beginnt das Spiel. Nach den ersten 45 Minuten hat man das Gefühl, für England wäre tatsächlich noch alles drin. Rooney & Co. spielen überraschend gut. Doch schon in Hälfte zwei, so um die 60. Minute herum, geben sie das Spiel aus der Hand. Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, weshalb Mannschaften manchmal einfach aufhören Fußball zu spielen. Ohne ersichtlichen Grund. Einfach so.
Englands Trainer Roy "die Eule" Hodgson versucht dem Elend entgegenzusteuern. Eigentlich als "saftey-first-Roy" verschrien, bringt der sonst so sicherheitsbewusste Hodgson Offensivkraft um Offensivkraft auf das Feld. Doch auch Carroll und Walcott können nicht verhindern, dass England in das gefürchtete Elfmeterschießen muss. Und dabei können sie eigentlich noch von Glück reden. Wie es ein italienischer Fan sehr treffend beschrieben hat: "When they had the ball, they looked like ladies going shopping. They didn't run anymore." Ein Zug zum Tor sieht in der Tat anders aus. Klinsmann macht übrigens die fehlende Fitness verantwortlich. Aber auch das ist nicht überraschend.
Das Ende vom Lied: England verliert im Elfmeterschießen, wie sie schon so viele Elfmeterschießen verloren haben. Die englischen Fans verlassen fluchtartig das Pub, während die Italiener mit südländischer Ausgelassenheit feiern. Im Weggehen raunt mir ein Engländer zu: "I'm supporting Germany now..."
Die englische Mannschaft jedoch übertrifft was das Erfüllen von Erwartungen angeht, alle Erwartungen. Sie tut nämlich genau das, was von einer englischen Nationalmannschaft erwartet. Vor jedem großen Turnier übertreffen sich die englischen Medien mit Tiefstapelei. Jedes noch so kleine Detail, das gegen einen Erfolg der "three lions" sprechen könnte, wird herausgesucht, jede noch so unwichtige Statistik bemüht. Die englische Mannschaft startet dann holprig, jedoch bemüht in das Turnier und gewinnt mindestens zwei der drei Gruppenspiele. Glücklich zwar, aber immerhin.
Genau dieses Glück stimuliert im Gegenzug die Presse ihren Kurs zu ändern. Vielleicht hat all die Jahre einfach das Glück gefehlt? Das wäre eine Erklärung, denn man hatte ja nie eine schlechte Mannschaft. In einem Londoner Pub wird mir erklärt, das Glück komme immer gebündelt. Erst habe man sich gegen Frankreich im Rennen um die Olympischen Spiele durchgesetzt, dann gewinnt mit dem FC Chelsea eine englische Mannschaft die Champions League (es schmerzt immer noch) - der Gewinn der Europameisterschaft wäre nur eine logische Konsequenz dieses "streak of luck".
Womit wir am Tag des Viertelfinales angekommen sind. Es geht gegen Italien. Ein Team, das bisher auch nicht glänzen konnte, aber immerhin einen großen Namen hat - so jedenfalls die gängige Meinung auf den Straßen Londons. Die Stimmung ist angespannt. Zuviel Optimismus wird so kurz vor Anpfiff dann doch nicht gerne gesehen. Auch die BBC, die das Spiel überträgt, versucht sich als Stimmungsdämpfer. Zu Beginn werden all jene Bilder gezeigt, die Englands Ausscheiden in diversen Viertelfinals der EM zeigt. Man sieht weinende Männer, leere Blicke, verschossene Elfmeter. Fast möchte man weinen. Dann ein Lichtblick. Der Moderator kündigt Bilder der Triumphe an. Doch im selben Atemzug folgt der Dämpfer: "We had to go a bit further back into the past for that." England hatte also seine "glory days", sie liegen nur wahnsinnig weit in der Vergangenheit. So erzeugt man Euphorie.
Niemand singt im Pub. Es sind leise Stimmen zu hören. Die Chancen der Engländer werden mit dem nötigen Ernst diskutiert. Die kleine italienische Meute, die sich ebenfalls im Pub eingefunden hat, macht einen deutlich optimistischeren Eindruck. Jürgen Klinsmann ist Experte im englischen Fernsehen. Sachen gibt's.
Dann beginnt das Spiel. Nach den ersten 45 Minuten hat man das Gefühl, für England wäre tatsächlich noch alles drin. Rooney & Co. spielen überraschend gut. Doch schon in Hälfte zwei, so um die 60. Minute herum, geben sie das Spiel aus der Hand. Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, weshalb Mannschaften manchmal einfach aufhören Fußball zu spielen. Ohne ersichtlichen Grund. Einfach so.
Englands Trainer Roy "die Eule" Hodgson versucht dem Elend entgegenzusteuern. Eigentlich als "saftey-first-Roy" verschrien, bringt der sonst so sicherheitsbewusste Hodgson Offensivkraft um Offensivkraft auf das Feld. Doch auch Carroll und Walcott können nicht verhindern, dass England in das gefürchtete Elfmeterschießen muss. Und dabei können sie eigentlich noch von Glück reden. Wie es ein italienischer Fan sehr treffend beschrieben hat: "When they had the ball, they looked like ladies going shopping. They didn't run anymore." Ein Zug zum Tor sieht in der Tat anders aus. Klinsmann macht übrigens die fehlende Fitness verantwortlich. Aber auch das ist nicht überraschend.
Das Ende vom Lied: England verliert im Elfmeterschießen, wie sie schon so viele Elfmeterschießen verloren haben. Die englischen Fans verlassen fluchtartig das Pub, während die Italiener mit südländischer Ausgelassenheit feiern. Im Weggehen raunt mir ein Engländer zu: "I'm supporting Germany now..."
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Mittwoch, 13. Juni 2012
EM-Tagebuch: Was ich noch zu sagen hätte...
zum Spiel Italien - Spanien:
Was macht denn nur der Torres da? Den muss er doch machen! Aber natürlich, "Torres macht immer dasselbe. Legt sich den Ball vor und will dann rechts vorbei. Als Weltklassetorhüter musst du das wissen" (O-Ton Oliver Kahn). Hat mir meinen Tipp versaut, der Torres.zum Spiel Irland - Kroatien:
Hach, der Trapattoni. Dieser Mann kann mir an noch so schwarzen Tagen jederzeit ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Das nützt ihm aber natürlich herzlich wenig, wenn die irische Mannschaft sich weigert, wie ordentliche Italiener zu spielen. Drei Gegentore. The cat is so not in the sack right now.zum Spiel England - Frankreich:
Was hatte ich mich auf dieses Spiel gefreut. Ich war mir sicher, es würde "bloody" werden. Kein Rasenschach, ehrlicher Fußball. Ein Spiel, bestimmt vom Kampfgeist und hochkochenden Emotionen. Ich hatte dabei einen Faktor sträflicherweise außer Acht gelassen: Wayne Rooney, mein Herzensmensch, ist gesperrt. Es war kein schlechtes Spiel. Jedenfalls war es nicht so schlecht, wie es der Kommentator dargestellt hat: Ein Hauch von Gijon läge über diesem Spiel, die Mannschaften hätten sich mit dem Unentschieden abgefunden. Ich bin mir sicher, beide Teams hätten den Sieg allein aus Prestigegründen gerne mit nach Hause genommen. Haben sie aber nicht. Deshalb bleibt von diesem Spiel nur ein wahnsinnig schlechter Witz: Kennst du Wayne? - Rooney? - Nein, Wayne interessierts.Ach, geschrieben wirkt er noch schlechter. Egal.
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