Donnerstag, 28. Juni 2012

EM-Tagebuch: Ghupft wia gsprunga

Gehüpft wie gesprungen. Völlig egal. Einfach nur wurscht. Das ist es.

Ich hatte noch kurze Zeit gedacht, ich hätte lieber Portugal im Finale gesehen als Spanien. Dieses fixe Idee war aber eher aus einer diffusen Angst heraus geboren, Deutschland könnte gegen Spanien eine erneute Schmach erleiden. Jetzt muss ich mit einem Schulterzucken sagen: Eh. Nach dem gestrigen Halbfinale der Spanier gegen die Portugiesen muss nämlich festgehalten werden, dass beide auf dem gleich hohen Niveau gleich wenige Torchancen fabriziert haben. Beide standen sich gegenseitig mehr auf den Füßen herum, als man das von ihnen sonst gewohnt ist und beide konnten gestern eigentlich kaum überzeugen. Auf sehr hohem Niveau.

Für die Deutschen (oder die Italiener, ich will ja nicht zu überheblich wirken) war das gestrige Spiel eine interessante Lehrstunde im Zerstören des spanischen Tiki-Taka-Fußballs. Wo man sich scheinbar weiter genüsslich zurücklehnen kann, sind Ecken aller Art. Nur auf eines gilt es Rücksicht zu nehmen, langsam aber sicher sind sich die Spanier nicht mehr zu schade auch aus der zweiten Reihe zu schießen. Bisher kommen die Bälle zwar noch nicht an, aber sie haben ja noch bis Sonntag Zeit zu üben.

Und dann haben die Spanier tatsächlich noch einen Trumpf im Ärmel: Fernando Torres. Gestern von Trainer Vincente del Bosque schmählich auf die Bank verbannt, wo er die gesamten 120 Minuten mit einem derart angefressenen Gesicht vor sich hin miesepeterte, könnte er im Finale der entscheidende Faktor sein. Verwundete Tiere sind bekanntlich am gefährlichsten und ich könnte mir vorstellen, dass del Bosque auf eine Trotzreaktion des schönen Fernandos für das Finale hofft. Wenn das klappt, wäre es ein psychologischer Geniestreich gewesen. Vielleicht lässt er ihn aber auch ganz draussen. Bei diesen Trainerfüchsen weiß man ja nie.

Und während sich Christiano Ronaldo noch die Tränen trocknet, muss die deutsche Nationalmannschaft heute Abend erstmal Rache nehmen für 2006. Ich habe Angst.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen