Sonntag, 10. Juni 2012

EM-Tagebuch: Tag zwei. Teil eins.

Die EM hat begonnen, wie sie eigentlich nicht beginnen sollte: Mit Punktgewinnen für die Mannschaften, für die ich keinerlei Sympathien pflege und mit Menschen, die sich außerhalb der großen Turniere einen feuchten Kehricht um "the beautiful game" scheren.

Für mich ist Polen ein Favorit auf den Titel, dementsprechend enttäuscht war ich, als es gegen Griechenland nur zu einem 1:1 gereicht hat. Um einiges enttäuschender fand ich allerdings, dass sich Leute  zum Fußballschauen verabreden und dann ein Großteil dieser Leute während eines Großteils der Spiele in der Küche stehen um die Verpflegung zu kümmern und sich über zu anderen Zeitpunkten sicher interessante Themen zu unterhalten. Nennt mich altmodisch, aber während einer EM gibt es für mich kaum ein anderes Thema als eben dieses Turnier. Ohje, das klingt nach einem sehr eindimensionalen Menschen. Ich revidiere diese Aussage: Während einer EM gibt es zum Zeitpunkt der Spiele kein anderes Thema als eben das Geschehen auf dem Platz.

Bis heute habe ich noch nicht die perfekte Konstellation gefunden um wichtige Spiele, denen ich nicht im Stadion beiwohnen kann, angemessen sehen zu können. Mit meinen zarten 25 Jahren ist es vielleicht auch nicht schlimm, aber die Suche könnte, ginge es nach mir, langsam aber sicher zum Ende kommen. Mit dem Thema Public Viewing habe ich seit der WM 2006 abgeschlossen. Denn wie es einer der Redakteure des "Tödlichen Passes" vor kurzem sehr treffend formuliert hat: "Willst du Menschen treffen, die nichts von Fußball verstehen, musst du zum Public Viewing gehen". Es reimt sich sogar. Und alles, was sich reimt, ist gut. Wusste schon Pumuckl.

Gegen den Fußballgenuss im Kreise von guten Freunden wäre ja prinzipiell nichts einzuwenden. Wenn man allerdings wie ich einen notorisch fußballuninteressierten Freundeskreis besitzt, gestaltet sich das schon schwieriger. Während ich vergesse zu atmen, bei Elfmeterszenen fluchtartig den Raum verlassen muss, meine Fingernägel auf ein Minimum reduziere, unterhalten sich meine Freunde gerne angeregt über Spielerfrisuren, das Gesicht des Schiedsrichters, das letzte Wochenende und andere Trivialitäten, die zumeist nicht zu meinem momentanen Geisteszustand passen. Damit hier kein Missverständnis aufkommt, ich liebe meine Freunde über alles und wenn ich bis an mein Lebensende mit ihnen Fußballschauen kann,  bin ich ein glücklicher Mensch. Die Suche nach dem perfekten Fußballerlebnis außerhalb des Stadions wird dennoch weitergehen.

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