Eine Krise haben sie beim FC Bayern ausgerufen. Mal wieder ein Krise, als
hätte man in den letzten Jahren nicht genug Krisen gehabt. Erst dieses lästige
Missverständnis mit Jürgen Klinsmann, dann das Kräftemessen mit Lois van Gaal
und nun, wo gerade etwas Ruhe eingekehrt wäre, droht die große Krise der
Heynckes-Ära. Was heißt da „droht“, sie ist natürlich schon längst da.
Allerspätestens jedenfalls seit die Bayern gegen den FC Basel im Hinspiel des
Champions League Achtelfinals eine 0:1-Niederlage hinnehmen mussten. Und da
hatte man doch noch glatt das Hammer-Los FC Barcelona von Bayer Leverkusen
belächelt und ein wenig gönnerhaft auf den eigenen Loszettel geblickt auf dem
ein vermeintlich kleiner Schweizer Name stand. Nun hat man sich selbst „in die
Scheiße gespielt“ (Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender). Wie man da
wieder rauskommt, ist die eine Frage. Die andere lautet: Wer ist eigentlich
Schuld an der Misere?
Es kann nur eine Antwort geben: Es ist der Sauhund namens Harmonie! Und das
ist überraschend, war der FC Bayern doch stets bekannt für größere und kleinere
Reibereinen oder Skandale innerhalb der Mannschaft oder zwischen Trainer und
Spielern oder zwischen Trainer und Führungsetage oder zwischen Führungsetage
und dem Rest der Welt. Nun verstehen sich alle super, liegen sich in den Armen
und spielen abends gemeinsam Schafkopf. Das kann nicht funktionieren, denn
Harmonie macht, zumindest beim FC Bayern, bequem und raubt die Kreativität. Wenn
sich schon nicht einmal mehr ein Arjen Robben auch klitzekleines bisschen
aufregt, dass er in der letzten Zeit häufiger den Bankdrücker mimen musste,
dann läuft irgendetwas falsch.
Das hat wohl inzwischen auch die Führungsriege um Uli Hoeneß, Karl-Heinz
Rummenigge und Franz Beckenbauer erkannt, denn wie wäre es sonst zu erklären,
weshalb die Herren verzweifelt versuchen, irgendeine Art von Konflikt aus dem
Boden zu stampfen. Und doch, harmlos wirkt Hoeneß‘ Schiedsrichterattacke im
Vergleich damals, als er den heutigen FC Brügge-Trainer Christoph Daum fast im
Alleingang des Drogenkonsums überführte; lächerlich, der zahme Versuch von
Franz Beckenbauer, Robben des Egoismus zu bezichtigen; nicht erwähnenswert,
Rummenigges Sticheleien aufgrund des frühen Ausscheidens von Borussia Dortmund
aus der Champions League. Da wünscht man sich doch die Zeit der zertretenen
Werbetonnen, schlüpfriger Weihnachtsfeiern und überzeugend vorgetragener
Wutreden zurück. Denn je mehr über Skandale außerhalb des Platzes diskutiert
wird, desto weniger ausrechenbar wird der FC Bayern und vielleicht käme dann
auch die Kreativität und damit das Gewinnen zurück.
Und wenn das alles nichts hilft, dann muss eben doch Otto Rehhagel von
Hertha BSC weggekauft werden.
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