Folgendes Szenario: Bayern spielt gegen Villareal. Dank Staatsexamen will ich mich nicht allzu weit von meiner Wohnung entfernen, weswegen mein Freund und ich uns das Spiel in einem kleinen Cafe gleich ums Eck anschauen. Das Cafe lebt von Gegensätzen. Es ist auf eine komische Art und Weise modern und halbwegs high-class eingerichtet, das Publikum aber würde eher in eine "Boazn" (für alle Nichtbayern: eine Spelunke) passen. Will heißen, es besteht hauptsächlich aus älteren Herren, die Spaß am Weißbiertrinken, Geschichten erzählen und "gscheid daherredn" haben. Eigentlich eine schöne Sache. Man kann Kaffee und Kuchen zu sich nehmen und sich dabei die schönsten Geschichten über die Oberliga in den 50er Jahren anhören.
Bei Bayernspielen allerdings, die nicht im Free-TV übertragen werden, kommt zu den netten älteren Herren ein Klientel hinzu, welches die Fähigkeit besitzt mich innerhalb von Sekunden zur Weißglut zu treiben.
Wie sie das schaffen? Mit der Verwendung des N-Wortes in Bezug auf einen farbigen Spieler von Villareal und mit nachgeahmten Affengeräuschen, mit welchen Aktionen eben desselben Spielers bedacht werden.
Ganz Deutschland diskutiert über rassistisch motivierte Morde und solche Arschlöcher (excuse my french) haben nichts besseres zu tun, als ihre Kleinkariertheit und Dummheit zum Fußball zu tragen. Es ist schwierig für mich in Worte zu fassen, was auch nur der leiseste Hauch von Rassismus, geschweige denn Menschen, die ihre rechte Gesinnung auch noch offen vor sich hertragen, in mir auslöst, da ich das Wort Hass nicht gerne verwende. Aber in manchen Momenten wünsche ich mir ein wahnsinnig großer starker Mann zu sein, der sich zumindest mal einen dieser verlorenen Menschen vor die Brust nehmen, ihn einfach hochhalten und ihm erklären kann, weshalb die Ideologie, der er nachläuft, der größte Schwachsinn der Weltgeschichte ist.
Das Schöne an Fußball ist, das prinzipiell zunächst niemand ausgegrenzt wird. Jeder, der Fußball schauen möchte, darf das. Und jeder, der sich dazu äußern möchte, darf das auch. Im Fußball kann jeder sein eigenes Sprachrohr sein, oder das seines Vereins und auch wenn das manchmal zu hitzigen Diskussionen führt, so trinkt man doch in den meisten Fällen danach gemeinsam ein Bier und lacht darüber. Jedenfalls wenn man kein zu verbohrter oder fehlgeleiteter Mensch ist.
Die Tragik daran ist, dass auch Menschen den Fußball, man möchte fast sagen, missbrauchen, um teils im Kleinen, teils auch organisiert ihr rassistisches Gedankengut unter die Menschen zu bringen. Dabei bietet gerade Fußball die Möglichkeit für Dialog zwischen den verschiedenen Ländern und Kulturen. Er ist der gemeinsame Nenner, auf den man sich fast überall auf der Welt einigen kann. Es ist wirklich schade, dass manchen Menschen diese Einsicht verschlossen bleibt.
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