Sonntag, 1. Mai 2011

Der Sieg der Gelassenheit

Gestern hat Borussia Dortmund die deutsche Meisterschaft gewonnen. Verdientermaßen. Eine Horde Jungspunde, die zu Beginn der Saison noch niemand auf der Rechnung hatte, hat dem Rest der Liga gezeigt wo der Hammer hängt. Angeführt von einem ebenso fröhlichen wie dynamischen Mann, hat sich ein Team formiert, wie es die Bundesliga schon länger nicht mehr gesehen hat. Die jüngste Meister-Mannschaft der Bundesligageschichte hat sich über die Saison hinweg als sehr homogenen Kollektiv präsentiert, mit einem  Roman Weidenfeller im Tor, der trotz seines hohen Alters (30!) an Oliver Kahns Rekord kratzt, einer Abwehr...ach Gott, die verschiedenen Lobeshymnen kann man auf jeder anderen Website nachlesen. Tatsache ist, Borussia Dortmund ist deutscher Meister, weil sie in dieser Saison über lange Zeit den besten Fußball geboten haben und weil die restlichen Mannschaften zu wenig konstant und zu beschäftigt mit sich selbst waren. Das muss man neidlos anerkennen, gefallen muss einem das aber deswegen noch lange nicht. Jeder Fan will die eigene Mannschaft oben sehen und nur wenn die eigene Mannschaft oben steht, dann kann man sich auch wirklich des Lebens freuen. Hach, in diesen Tagen BVB-Fan sein und sich des Lebens freuen! Es wäre die reinste Wonne. Lebt man in der südlichen Hälfte Deutschlands, jedoch, so verfällt man inzwischen schon in Euphorie wenn man um zwei Punkte den dritten Platz zurückerobert hat. Aber immerhin. In der Not frisst der Teufel fliegen. Und man nimmt gerne alles hin, das von der lästigen "Chefchen"-Affäre ablenkt. "Chefchen" - was für ein saublödes Wort. Mehr ist dazu eigentlich auch nicht zu sagen.

Und die treue Uli Hoeneß Anhängerschaft kann sich zumindest freuen, dass der ewige Staatsfeind Nr. 1, als Retter gehypt, die arme Eintracht immer weiter in die Abstiegszone führt. Armes Frankfurt. Die Hinrunde wurde noch auf Platz 7 beendet und nun droht tatsächlich der Abstieg. Den Ausfall der fast kompletten Abwehr, außerhalb des Platzes ein stetiges Geplänkel um Transfers und Vertragsverlängerungen und eine steigenden Verunsicherung im Team scheint auch ein Christoph Daum nicht kompensieren zu können.

Überhaupt scheint es so, als könnten diejenigen Mannschaften, die sich in dieser Saison am wenigsten mit Trainer-, Transfer- und "Chefchen"-Fragen beschäftigen mussten, und sich so in aller Ruhe und völlig gelassen dem Fußball widmen konnten, die größten Erfolge feiern. Borussia Dortmund und Mainz 05 sind die besten Beispiele dafür, dass ein bisschen Gelassenheit oft nicht schaden kann. Es wäre wünschenswert, dass auch andere Mannschaften sich von dieser Gelassenheit eine Scheibe abschneiden und so die Meisterschaft nächste Saison wieder ein Stück spannender wird. Bis dahin, herzlichen Glückwunsch Borussia Dortmund zur Meisterschaft und zum Sieg der Gelassenheit!

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